Psychosomatische Erkrankungen
In der Altmühlseeklinik wird ein integratives, psychosomatisches Therapiekonzept vertreten, das sich an den jeweiligen Ressourcen des Patienten orientiert und zu einer verbesserten Lebensqualität beitragen soll.
Wir sind eine der wenigen Kliniken in Deutschland, die eine christlich orientierte Psychotherapie anbietet. Daneben haben unsere Patienten auch Zugang zu einem seelsorgerlichen Angebot.
Zu Beginn des Rehabilitationsverfahrens sollten die Ergebnisse aus Diagnostik und Vorbehandlungen ausführlich dokumentiert vorliegen. Wichtig sind Informationen über Begleiterkrankungen wie z. B. Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz und andere. Insbesondere Erkrankungen, die einen relevanten Einfluss auf den Rehabilitationsverlauf und die zu verwendenden physikalischen Anwendungen haben, sollten bekannt sein.
Umfang und Schweregrad der funktionellen Einschränkungen sowie der sozialen Beeinträchtigungen sollten bereits im Vorfeld der Rehabilitationsmaßnahme geklärt sein. Aus diesem Bereich definieren sich die Rehabilitationsbedürftigkeit und auch die Rehabilitationsfähigkeit. Hilfreich sind Angaben über soziale Belastungsfaktoren, häusliche Versorgung, berufliche Situation und über Vorbefunde psychische Erkrankungen.
Mit Arzt und Therapeuten (PsychologIn/PsychotherapeutIn, SeelsorgerIn) werden in den Gesprächen normale und schwierig gewordene Leib-Seele-Zusammenhänge, Traumatisierungen und Konfliktfelder thematisiert und gemeinsam nach neuen Bewältigungsmöglichkeiten gesucht.
Der Alltag mit seinen Inhalten, Abläufen und Beziehungen hat den Patienten geprägt und krank werden lassen. Überforderungen unterschiedlicher Art führen zu körperlicher Erschöpfung, stören den Schlaf, lassen mutlos, ängstlich oder auch depressiv werden. Verlusterlebnisse führen zu Trauerreaktionen. Dies alles führt zum Vitalitätsverlust und zu reduzierter Lebensqualität.
In seinen schwierig gewordenen Alltag wird der Patient meist wieder direkt zurückkehren. Zu gelingender Lebensbewältigung bedarf es einer qualifizierten Beratung und (Neu)Orientierung einerseits. Andererseits sollte der Patient Einsicht und Korrekturbereitschaft eigener dysfunktionaler Einstellungen und Haltungen gewinnen. Dabei sind auch die sozialen Rahmenbedingungen auszuloten und Schritte für ein gelingende „Wiedereingliederung“ zu bedenken.
Der methodische Schwerpunkt bei den psychotherapeutischen Behandlungen liegt auf der Verhaltenstherapie. Die Verhaltenstherapie ist ein wissenschaftlich anerkanntes Psychotherapieverfahren mit umfangreichen Wirksamkeitsnachweisen und Erfahrungswerten.
Auch naturheilkundliche Behandlungen haben einen wichtigen Stellenwert in der Klink ein, da sie neben den therapeutischen Effekten auch an die Eigenverantwortung des Patienten appellieren. Ein Schwerpunkt in der Altmühlseeklinik ist seit Jahrzehnten die klassische Naturheilkunde nach Kneipp mit Wassertherapie, Bewegungstherapie, Ernährungstherapie, Pflanzentherapie und Ordnungstherapie.
Zu einer ganzheitlichen Begleitung gehört auch das Angebot einer biblisch-therapeutischen Lebensberatung und Seelsorge, zumal die Patienten Fragen nach „Heil und Heilung“, Grenzerfahrungen, Lebenssinn und Zukunft gerade in Lebenskrisen beschäftigen. Dabei wollen wir die Würde und Freiheit des Menschen in seiner kulturellen und religiösen Prägung achten, ihn nicht diskriminieren oder Druck ausüben.
Die Aufnahme in die Altmühlseeklinik Hensoltshöhe ist möglich bei psychischen/psychosomatischen Störungen, die keine fachärztlich-psychiatrische Behandlung benötigen. Im Zweifelsfall nimmt ein Arzt der Altmühlseeklinik vor der Zusage zur Klinikaufnahme mit dem behandelnden Arzt/Psychiater Kontakt auf, um für den Patienten die geeignete Klinik zu finden.
Grundvoraussetzung ist eine aktuell bestehende Reha-Fähigkeit. Wichtig ist Bereitschaft des Patienten zur aktiven Mitarbeit in der Rehabilitationsbehandlung.
Im Rahmen einer offiziellen Einführungsrunde stellen sich die behandelnden Ärzte und Psychotherapeuten unseren Patienten persönlich vor und geben ihnen wichtige Informationen, Impulse und Erfahrungen für die Gestaltung des Behandlungszeitraums.
Indikationen der psychosomatischen Rehabilitation:
- Psychische Störungen mit körperlichen Begleitphänomenen z.B. depressive Störungen, Angststörungen und Phobien (ICD 10 F32,33,40,41)
- Körperliche Störungen ohne (ausreichenden) Organbefund z.B. somatoforme Schmerzstörung, funktionelle Herz-Kreislaufprobleme, unklare Beschwerden der Verdauungsorgane (ICD 10 F45)
- Essstörungen (ICD 10 F50)
- Psychisch beeinflusste körperliche Erkrankungen z.B. chron. entzündliche Darmerkrankungen (ICD 10 F54)
- Probleme der Krankheitsverarbeitung bei chron. körperlichen Erkrankungen z.B. Krebs, Diabetes mellitus bzw. Anpassungsstörungen z.B. nach Trennungs- und Verlustsituationen, Mobbing-Stress; (ICD 10 F43.2)
- Akute sowie Posttraumatische Belastungsreaktionen z.B. nach psychischer oder sexueller Traumatisierung, Unfalltrauma (ICD 10 F43)
- Psychische Störungen z.B. Persönlichkeitsstörungen, Zwangsstörungen (ICD 10 F60,61,42)
Kontraindikation:
- Akute Psychosen
- Akute Suizidalität
- Stoffgebundene Abhängigkeiten (Alkohol, Drogen)
- Schwere psychische Traumafolgen
- Gravierende hirnorganische Schädigungen
Rehabilitationsrelevante Diagnostik mit ausführlicher Anamneseerhebung
Die Basisdiagnostik besteht aus einer sorgfältigen Erhebung der Vorgeschichte. Dabei wird besonderer Wert auf eine genaue Auflistung der bisherigen Behandlung gelegt. Im nächsten Schritt erfolgt eine gründliche körperliche Untersuchung und die Abschätzung der Notwendigkeit einer aktuellen technischen Diagnostik: Laboruntersuchungen, Ultraschalldiagnostik, EKG, Belastungs-EKG, Spirometrie bzw. von fachärztlichen Zusatzuntersuchungen. Im Rahmen des psychosomatischen Anamnesegesprächs, das dem Beziehungsaufbau im Sinne eines Arbeitsbündnisses dienen soll, erfolgt die Erarbeitung der biografischen Situation der Erkrankung, der Krankheitsbedeutung für den Patienten und seine Umgebung sowie die Beschwerdeerfassung. Nach der psychopathologischen Befunderhebung zur Erfassung all derjenigen psychischen Symptome, die für die Kennzeichnung der aktuellen psychischen Störung bedeutsam sind, mit dem Ziel der Diagnosestellung erfolgt die Verhaltenstherapeutische Diagnostik. Im Mittelpunkt der verhaltenstherapeutischen Diagnostik steht die Problemanalyse, welche Motivation, Hintergründe, aufrechterhaltende Faktoren, Interaktionsmuster und Ressourcen mithilfe der Techniken von Exploration, Verhaltensbeobachtung und Fragebögen etc. erfasst.
Mit Hilfe von standardisierten psychologischen Testverfahren werden psychopathologische Befunde objektiviert und quantifiziert. Diese können z.B. als Selbstbeurteilung-, Fremdbeurteilungsverfahren oder als Leistungsdiagnostik zur Objektivierung kognitiver Funktionen oder als Persönlichkeitstest durchgeführt werden.
Indikationsübergreifende Rehabilitationsziele
Vor Beginn der eigentlichen Rehabilitationsbehandlung sind in Abhängigkeit der Befunde die Formulierungen der Rehabilitationsziele wichtig und die Grundlage eines individuell angepassten Therapieplanes darstellen.
Ziel ist es, die Kompetenzen und Fähigkeiten des Patienten so zu fördern, dass er für sich Lösungen (er-)finden kann, die für ihn passen. Rehabilitationsziele sind kein statisches Dogma. Mitunter müssen sie im Verlauf der Behandlung bzw. Rehabilitation modifiziert und angepasst werden. Im Einzelfall sind einzelne Rehabilitationsziele nicht erreichbar.
Die Therapieziele aus indikationsübergreifenden Problemfeldern:
Therapieziele im psychischen Bereich
- Erkennen von psycho-physiologischen Wechselwirkungen
- Aufmerksamkeitslenkung (Stressbewältigungstraining)
- Erarbeiten individueller Möglichkeiten auf die Beschwerden Einfluss zu nehmen
- Verändern der kognitiven Verarbeitung der Beschwerden
- Verbesserung von Selbstwirksamkeit
- Balance zwischen Schonung und übermäßiger Aktivität
- Differenzierung zwischen Beschwerden, Gefühl, Gedanken und Verhalten
- Verbalisieren von belastenden Ereignissen, Kränkungen und Traumatisierungen und Entwickeln neuer Sinn- und Zielperspektiven
- Identifizieren von Schuld- und Versagensängsten
- Übermäßige Belastungen erkennen und abbauen, Zeit nehmen für sich selbst Perfektionismus abbauen, Genuss zulassen
- Erlernen von Angstbewältigungsstrategien, Kontrolle über Zwangsrituale Verbesserung der sozialen Kompetenz (Nein sagen, Grenzen setzen lernen, konfliktfähiger werden)
- Erlernen von Achtsamkeit und Entwickeln von Akzeptanz
- Verbesserung der Selbstzuwendung, Selbstakzeptanz, Selbstvertrauen
- Förderung der Fähigkeit zu entspannen,
- Verbesserung der Körperwahrnehmung und Selbstwertgefühls
Somatische Therapieziele
- Erkennen einer Erschöpfungskrankheit (DD ärztlicherseits, Akzeptanz patientenseits)
- Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit, Arbeitsfähigkeit
- Förderung der Aktivitäten des täglichen Lebens
- Schlafförderung u.a. auch durch Schlafhygiene und Schlafrestriktion
- Schmerzlinderung
- Besserung funktioneller Beschwerden
- Ggf. Gewichtsreduktion
Edukative Therapieziele
- Störungsspezifische Psychoedukation und Ableitung therapeutischer Ansatzmöglichkeiten
- Erarbeiten einer psychosomatischen Krankheitsattribution Kenntnisse über krankheitsgerechtes Verhalten
- Edukation Stress und Strategien zur Stressbewältigung
- Edukation Ausgewogene Ernährung
- Erlernen eines ausgewogenen Lebensrhythmus
- Erkennen von dysfunktionalen Überzeugungen, Erarbeiten von Bewältigungsstrategien
Therapieziele im sozialen Bereich
- Berufliche Wiedereingliederung
- Informationen und Hilfen im sozialen arbeitsrechtlichen Bereich
- Verbesserung der sozialen Integration
- Wiederermöglichung der Teilnahme am familiären und gesellschaftlichen Leben
- Reintegration in das soziale Umfeld
- Ermutigung zu Hobbies und kreativen Arbeiten
- Verbesserung der Lebensqualität